Einige Fragen zur Insolvenz einer Limited (Ltd) In Deutschland
Herausgeber / Autor(-en):
Harald Brennecke
Rechtsanwalt
Fachanwalt für Handels- und Gesellschaftsrecht
Fachanwalt für Gewerblichen Rechtsschutz
Brennecke Rechtsanwälte
Zuständigkeit bei Insolvenz einer Ltd
Hat eine Ltd ihren Sitz in Deutschland, dann sind im Fall einer Insolvenz die deutschen Gerichte zuständig.
Nach Art. 3 der EUInsVO bestimmt sich die Zuständigkeit der Gerichte nach dem Schwerpunkt der hauptsächlichen Interessen des Schuldners. Es gilt die Vermutung, dass dies der Ort ist, an dem die Gesellschaft gegründet wurde. Diese Vermutung ist jedoch jederzeit widerlegbar. Beispielsweise mit der Tatsache, dass die Ltd Ihre Hauptverwaltung in Deutschland hat. Ist der Verwaltungssitz in Deutschland der einzige Sitz der Gesellschaft, so kann nicht von einer Zweigniederlassung im Sinne des HGB gesprochen werden. eine Zweigniederlassung wäre ein von der Hauptniederlassung räumlich getrennter, unter der Oberleitung der Hauptverwaltung stehender, jedoch wirtschaftlich und organisatorisch verselbständigter Betriebsteil.
Haftungsfreiheit der Gesellschafter einer Ltd in der Insolvenz
Fraglich ist allerdings, ob sich die Gesellschafter einer Ltd in Deutschland erfolgreich auf ihre Haftungsfreiheit berufen können. Der BGH hat in seinem Urteil Überseering ./. Nordic Construction Company lediglich entschieden, dass die ausländischen Gesellschaften in Deutschland rechts- und parteifähig sind. Nicht entschieden hat er indes, ob sich die Haftungsverhältnisse ebenfalls nach ausländischem Recht richtet obschon auch diese Frage für die Gesamtbetrachtung des Gesellschaftsrechts – national wie international – m.E. wichtig gewesen wäre.
Haftungsfrage der Ltd in der Insolvenz
Noch weitgehend ungeklärt sind die Haftungsfragen im Falle der Insolvenz der Ltd. Ein Beschluss des AG Hamburg vom 14.05.2002 (Az. 67g IN 358/02) beschäftigt sich mit der Haftungsfrage bei Ltd. Das AG HH führt aus, dass eine in England gegründete Ltd. in Deutschland als solche als insolvenzfähig anzusehen sei. Dies ergebe sich aus der Fortführung der Überseering-Entscheidung des BGH zur Rechts- und Parteifähigkeit einer im Ausland gegründeten Gesellschaft. Im Bezug auf die Haftung der Gesellschafter führte das Gericht aus, dass die Gesellschafter einer englischen Ltd. im deutschen Insolvenzverfahren regelmäßig nicht in den Genuss einer Haftungsbeschränkung kommen, wenn die Gesellschaft ausschließlich in Deutschland operiert hat und in tatsächlicher Hinsicht nicht mit hinreichendem Kapital ausgestattet worden ist. Für einen solchen Fall sei hinsichtlich der Haftung der Gesellschafter für Verbindlichkeiten der Gesellschaft deutsches Recht anzuwenden. Allerdings nicht das Recht der haftungsbeschränkenden Kapitalgesellschaften, sondern das der Personengesellschaften (GbR). Die Ltd. werde nicht nach GmbH-Recht behandelt, da die Vorschriften zur GmbH allesamt nicht erfüllt seien, so dass GbR-Recht zum Tragen kommen müsse. Die vom AG Hamburg beschriebenen Ltd.s sind immer dann zu finden, wenn sich ein Gründer für die Ltd ,,nur`` aufgrund ihrer – vermeidlich – haftungsbeschränkenden Funktion entscheidet. Es wird abzuwarten bleiben, wie sich die Rechtsprechung in diesem Punkt entwickelt.
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Stand: Dezember 2004
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Rechtsanwalt Harald Brennecke ist Fachanwalt für Handels- und Gesellschaftsrecht sowie Fachanwalt für Insolvenzrecht.
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Harald Brennecke ist seit 1999 im Bereich der Unternehmenssanierung tätig. Als Fachanwalt für Insolvenzrecht berät und begleitet er Sanierungen und betreut Geschäftsführer und Gesellschafter bei Firmeninsolvenzen. Er unterstützt Geschäftsführer in der Unternehmenskrise hinsichtlich der für sie bestehenden Haftungsrisiken sowie Gesellschafter im Interesse der Wahrung der Unternehmenswerte. Er unterstützt bei der Suche nach Investoren und Wagniskapitalgebern (venture capital), begleitet Verhandlungen und erstellt Investorenverträge.
Rechtsanwalt Harald Brennecke hat im Gesellschaftsrecht und Insolvenzrecht veröffentlicht:
- "Das Recht der GmbH", Verlag Mittelstand und Recht, 2015, ISBN 978-3-939384-33-5
- "Der Gesellschaftsvertrag der GmbH - Die GmbH-Satzung in Theorie und Praxis", 2015, Verlag Mittelstand und Recht, ISBN 978-3-939384-40-3
- "Der Unternehmenskauf - Rechtliche Risiken bei Kauf und Verkauf mittelständischer Unternehmen", 2014, Verlag Mittelstand und Recht, ISBN 978-3-939384-18-2
- "Die Haftung des GmbH-Geschäftsführers", 2014, Verlag Mittelstand und Recht, ISBN 978-3-939384-29-8
- "Gesellschaftsrecht in der Insolvenz", 2014, Verlag Mittelstand und Recht, ISBN 978-3-939384-26-7
- "Die Limited in der Insolvenz", 2014, Verlag Mittelstand und Recht, ISBN 978-3-939384-34-2
- "Der Insolvenzplan – Sanierungsinstrument in der Insolvenz", 2007, Verlag Mittelstand und Recht, ISBN 978-3-939384-03-8
- "Die Regelinsolvenz - Insolvenz für Unternehmer und Unternehmen", 2014, Verlag Mittelstand und Recht, ISBN 978-3-939384-07-6
- "Gesellschafterinteressen in der Publikums-KG: Auskunftsrechte der Kommanditisten einer Publikums-KG gegen Treuhänder“, 2014, Verlag Mittelstand und Recht, ISBN 978-3-939384-28-1
- "Die Gesellschafterversammlung: Ein Leitfaden", Harald Brennecke und Dipl.-Jur. Marc Schieren, M. L. E., 2016, Verlag Mittelstand und Recht, www.vmur.de, ISBN 978-3-939384-50-2
- "Arztpraxis – Kauf und Übergang", Harald Brennecke und Michael Kaiser, 2016, Verlag Mittelstand und Recht, www.vmur.de, ISBN 978-3-939384-54-0
Folgende Veröffentlichungen von Rechtsanwalt Brennecke sind in Vorbereitung:
- Die Due Diligence – Rechtliche Prüfung beim Unternehmenskauf
- Die Liquidation der Kapitalgesellschaft
- Die Unternehmergesellschaft (UG)
Harald Brennecke ist Dozent für Gesellschaftsrecht und Insolvenzrecht an der DMA Deutsche Mittelstandsakademie und Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Insolvenzrecht im DeutscherAnwaltVerein.
Er bietet Schulungen, Vorträge und Seminare unter anderem zu den Themen:
- Gesellschaftsrecht für Steuerberater und Unternehmensberater – Grundlagen des Gesellschaftsrechts
- Gesellschaftsvertragsgestaltung – Grundlagen und Risiken
- Die Unternehmergesellschaft (haftungsbeschränkt) – kleine Chance, großes Risiko
- Welche Gesellschaftsform ist die Richtige? Vor- und Nachteile der Rechtsformen für Unternehmer
- Geschäftsführerhaftung – Geschäftsführung von Kapitalgesellschaften; das letzte große Abenteuer der westlichen Zivilisation
- Insolvenzrecht für Gründer und lebende Unternehmen: Aus Insolvenzen anderer lernen heißt das eigene Insolvenzrisiko zu vermeiden
- Unternehmenssanierung: Kopf aus dem Sand! Wer zu spät reagiert, reagiert nie wieder.
- Insolvenzrecht für Steuerberater – Grundlagen des Insolvenzrechts für Steuerberater und Wirtschaftsprüfer
- Insolvenzrecht für Unternehmensberater – Sanierungschancen erkennen und wahren
- Insolvenzberatung: das (enorme) Haftungsrisiko des Sanierungsberaters
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