Fehlerhafte Zinsberechnung von Banken – Teil 11 – Disagio
Herausgeber / Autor(-en):
Carola Ritterbach
Rechtsanwältin
Igor Ivanov
Wissenschaftlicher Mitarbeiter
2.9. Disagio
2.9.1. Eigenschaft Disagio
Ein Disagio oder Damnum ist ein Abschlag vom Kreditbetrag, der bei der Auszahlung des Darlehens einbehalten wird und dann auf die Kosten oder Zinsen verrechnet werden kann.Bei Auszahlung des Darlehens wird von der Bank das Disagio im Vorfeld einbehalten und der Restbetrag (Kreditbetrag abzgl. Disagio) an den Kreditnehmer ausgezahlt.
Damit wird die Zins- oder Kostenschuld des Kreditnehmers teilweise bereits im Vorfeld abgegolten und der Kreditnehmer muss dafür nur einen geringeren Zins entrichten. Zurückbezahlen und verzinsen muss er aber den vollen Darlehensbetrag, also inklusive des einbehaltenen Disagios.
In wie fern es sich es sich bei einem Disagio um eine vorzeitige Zinszahlung oder um eine Zahlung auf die Verwaltungskosten handelt, hängt von der Vereinbarung der Parteien ab. Gewöhnlich wird das Disagio als Zinszahlung vereinbart.
Beispiel
A nimmt einen Kredit in Höhe von 100.000 € mit einem Disagio von 9 % auf. Ausgezahlt werden ihm 91.000 €. Der jährliche Zins soll 2 % und die Laufzeit 1 Jahr betragen. Die einbehaltenen 9.000 € wegen des vereinbarten Disagios dienen hier der Zinstilgung. Das heißt, dass ein Teil der Zinsen schon im Vorfeld beglichen wurde. A hat dafür insgesamt geringere Zinsen (2 %) zu zahlen.
Zurückzahlen und verzinsen muss A aber den vollen Darlehensbetrag, also 100.000 EUR. Für die Bank hat das den Vorteil, dass sie ihren Zinsgewinn gleich am Anfang einbehält und das Geld in weitere Geschäfte investieren kann. Für A liegt der Vorteil darin, dass in der Folgezeit nur einen geringeren Zinssatz für das Darlehen, nämlich 2 % zahlen muss und seine Raten dadurch stabiler halten kann.
Dieser Beitrag ist entnommen aus dem Buch „Kreditzinsen und Vorfälligkeitsentschädigung - Gewinn- und Schadensberechnung der Banken“ von Carola Ritterbach, Rechtsanwältin, spezialisiert auf Bank- und Kapitalmarktrecht, und Igor Ivanov, wissenschaftlicher Mitarbeiter, mit Fußnoten erschienen im Verlag Mittelstand und Recht, www.vmur.de, ISBN 978-3-939384-45-8.
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Herausgeber / Autor(-en):
Carola Ritterbach
Rechtsanwältin
Igor Ivanov
Wissenschaftlicher Mitarbeiter
Stand: Januar 2015