Steuerstrafrecht – Strafbarkeit der Organe in Unternehmen – Teil 18 – Verjährung
Herausgeber / Autor(-en):
Monika Dibbelt
Rechtsanwältin
Carola Ritterbach
Rechtsanwältin
7 Verjährung
Die Verjährung stellt nach der Rechtsprechung ein sogenanntes Verfahrenshindernis dar.(Fußnote) Der Begriff ist dabei wörtlich zu verstehen: Danach (ver-)hindert sie ein mögliches Verfahren endgültig. Dies betrifft alle Stadien eines Strafverfahrens: Sowohl vor einer Verfahrenseinleitung, sowie vor dem Tätigwerden eines Ermittlungsrichters, als auch im Rahmen des Ermittlungsverfahrens steht eine verjährte Tathandlung der Einleitung entgegen. Wird der Eintritt der Verjährung erst während des Hauptverfahrens festgestellt, so ist das Verfahren gemäß § 206 Absatz 1 Strafprozessordnung einzustellen. Den Angeklagten erwartet ein Freispruch.(Fußnote)
Die genaue Frist bestimmt sich für jedes verletzte Strafgesetz gesondert.(Fußnote) Sowohl für Straftaten als auch Ordnungswidrigkeiten beginnt die Verjährung, sobald die Tat oder Handlung beendet ist, vgl. § 78a S. 1 StGB und § 31 Absatz 3 OWiG.
7.1 Verjährungsfrist der Steuerhinterziehung, 376 AO
Die Verjährungsfristen von Straftaten, worunter auch § 370 AO fällt, werden in § 78 StGB gestaffelt anhand des im Gesetz festgelegten Höchstmaßes der Freiheitsstrafen festgelegt: Ist eine Straftat mit maximal zehn Jahren Freiheitsstrafe bedroht, beträgt sie gemäß § 78 Absatz 3 Nr. 2 StGB zwanzig Jahre. § 78 Absatz 3 Nr. 4 StGB ordnet an, dass für Straftaten mit einer Höchststrafe von maximal fünf Jahren die Verjährungsfrist fünf Jahre beträgt. Letzteres gilt für die Steuerhinterziehung, deren Höchstmaß beträgt fünf Jahre.
Jedoch existiert eine Ausnahme für diese Regel in § 376 AO. Dieser besagt, dass in den in § 370 Absatz 3 Satz 2 Nr. 1 bis 5 AO genannten Fällen (Siehe Kapitel 5.3) besonders schwerer Steuerhinterziehung die Verjährungsfrist zehn Jahre beträgt.
Eine einfache Steuerhinterziehung verjährt nach fünf Jahren, bei Erfüllung eines der Regelbeispiele im besonders schweren Fall nach zehn Jahren.
Beispiel
Der eingetragene Kaufmann K führt teilweise ordnungsgemäß verbuchte Lieferungen aus, teilweise betreibt er auch „Schwarz-Geschäfte“. Er hält damit seine Umsatzsteuer geringer, als sie tatsächlich wäre. Diesen Praktiken geht er in den Krisenjahren seiner Firma 1999 bis 2001 nach, allerdings überschritten die einzelnen jährlichen ersparten Steuerbeträge zusammen nie die Grenze von 50.000 €.
- K hat sich in den Jahren 1999, 2000 und 2001 der vorsätzlichen Steuerhinterziehung wegen unzutreffender Umsatzsteuervoranmeldung strafbar gemacht. Da die hinterzogenen Beträge nie 50.000 € in einem Jahr überschritten haben, gilt nicht die Frist von 10 Jahren, sondern eine fünfjährige Verjährungsfrist. Die letzte Steuerhinterziehung ist also bereits im Jahr 2006 verjährt, eine Strafbarkeit scheidet somit aus.
7.2 Verjährungsfrist sonstiger Steuerstraftaten
Für die sonstigen Steuerstrafteten gelten die folgenden Regelungen:
- Für Bannbruch gem. § 372 AO ist ein Strafrahmen von bis zu fünf Jahren oder Geldstrafe vorgesehen, die Verjährungsfrist beträgt fünf Jahre.
- Für gewerbsmäßigen, gewaltsamen oder bandenmäßigen Schmuggel sind es zehn Jahre, was sich direkt aus dem hohen Strafrahmen der Norm von bis zu zehn Jahren ergibt, § 373 Absatz 1 Satz 1 AO in Verbindung mit § 78 Absatz 3 Nr. 3 StGB. Der minder schwere Fall nach § 373 Absatz 1 Satz 2 AO sieht einen Strafrahmen von bis zu fünf Jahren vor, so dass die Verjährungsfrist fünf Jahre beträgt.
- Bei einfacher Steuerhehlerei ist die Systematik analog zur Steuerhinterziehung: Für eine einfache Steuerhehlerei nach § 374 Absatz 1 AO ist ein Strafrahmen von bis zu fünf Jahren oder Geldstrafe vorgesehen. Die einfache Steuerhehlerei verjährt nach fünf Jahren. In seiner gewerbs- oder bandenmäßigen Erscheinungsform im Sinne des § 374 Absatz 2 Satz 1 AO, das heißt wenn die Steuerhehlerei gewerbsmäßig oder im Rahmen einer Bandentätigkeit ausgeführt wird, ist ein Mindestmaß von sechs Monaten bis hin zu zehn Jahren Freiheitsstrafe vorgesehen, wofür eine Zehnjahresfrist der Verjährung gilt. In minder schweren Fällen der gewerbs- oder bandenmäßigen Steuerhehlerei ist das Strafmaß fünf Jahre.
Dieser Beitrag ist entnommen aus dem Buch „Steuerstrafrecht – Strafbarkeit der Organe in Unternehmen“ von Monika Dibbelt, Rechtsanwältin, Carola Ritterbach, Rechtsanwältin, spezialisiert auf Steuerrecht, und Alexander Mayr, mit Fußnoten erschienen im Verlag Mittelstand und Recht, 2016, www.vmur.de, ISBN 978-3-939384-48-9.
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Monika Dibbelt
Rechtsanwältin
Carola Ritterbach
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Stand: Januar 2016
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Carola Ritterbach, Rechtsanwältin, Fachanwältin für Bank- und Kapitalmarktrecht
Rechtsanwältin Carola Ritterbach absolviert derzeit den Fachanwaltskurs Steuerrecht. Sie berät Gesellschafter und Unternehmer bei der steuerlichen Gestaltung von Gesellschaften und Unternehmen. Sie begleitet Betriebsprüfungen und vertritt bei Finanzgerichtsstreitigkeiten mit dem Finanzamt oder vor Finanzgerichten. Rechtsanwältin Ritterbach berät und vertritt bei Steuerselbstanzeigen und Steuerstrafverfahren. Sie erstellt Unternehmensbewertungen und begleitet Unternehmenskäufe bzw. Unternehmensverkäufe aus steuerrechtlicher Sicht.
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on Steuern im Fall der Zusammenveranlagungen bei Insolvenzen einzelner Ehepartner.
Rechtsanwältin Ritterbach ist Fachanwältin für Bank- und Kapitalmarktrecht und ist seit vielen Jahren im Bereich Bankrecht tätig. Steuerliche Fragen bei Finanzierungsgeschäften treffen daher ihr besonderes Interesse.
Carola Ritterbach hat im Steuerrecht veröffentlicht:
- Bilanzierung, Carola Ritterbach, Monika Dibbelt und Jens Bierstedt LL.M., 2016, Verlag Mittelstand und Recht, www.vmur.de, ISBN 978-3-939384-49-6
- Steuerstrafrecht – Strafbarkeit der Organe in Unternehmen, Monika Dibbelt, Carola Ritterbach und Alexander Mayr, 2016, Verlag Mittelstand und Recht, www.vmur.de, ISBN 978-3-939384-48-9
- Die strafbefreiende Selbstanzeige, Carola Ritterbach, Monika Dibbelt und Jens Bierstedt, 2016, Verlag Mittelstand und Recht, www.vmur.de, ISBN 978-3-939384-47-2
- Besteuerung Personengesellschaften, Carola Ritterbach, Monika Dibbelt und Jens Bierstedt LL.M., 2016, Verlag Mittelstand und Recht, www.vmur.de, ISBN 978-3-939384-52-6
- Steuerberaterhaftung, Carola Ritterbach, Monika Dibbelt und Anika Wegner, 2016, Verlag Mittelstand und Recht, www.vmur.de, ISBN 978-3-939384-51-9
- Erbschaftssteuer- und Schenkungssteuerrecht: Das Recht der Erbschafts- und Schenkungssteuer. Möglichkeiten zur Verringerung der Steuerbelastung bei Erbschaften und Schenkungen, 2014, Verlag Mittelstand und Recht, ISBN 978-3-939384-16-8,
- Die Haftung für Steuerschulden, 2015, Verlag Mittelstand und Recht, ISBN 978-3-939384-39-7
Weitere Veröffentlichungen von Rechtsanwältin Ritterbach im Steuerrecht sind in Vorbereitung, so
- Änderung von Steuerbescheiden – Wann darf das Finanzamt einen Steuerbescheid aufheben oder korrigieren
Carola Ritternach ist Dozentin für Steuerrecht bei der DMA Deutsche Mittelstandsakademie sowie Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Steuerrecht im Deutschen Anwaltsverein.
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- Erbschaftssteuer und Schenkungssteuer vermeiden
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- Lohnsteuer- und Umsatzsteuerhaftung des Geschäftsführers
- Mindestlohn – Worauf hat der Steuerberater zu achten
- Die Umsatzsteuer – eine kauf- und leasingrechtliche Betrachtung
- Die steuerliche Organschaft – Was wird wo versteuert?
- Die Besteuerung ausländischer Einkünfte – Immobilien, Unternehmensbeteiligungen, Kapitalanlagen oder Geschäftsführergehälter
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