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Steuerberaterhaftung – Teil 24 – Haftungsansprüche Dritter

7 Haftungsansprüche Dritter

Grundsätzlich haftet der Steuerberater aus dem mit seinem Mandanten abgeschlossenen Steuerberatervertrag, sofern er eine oder mehrere seiner Pflichten verletzt hat. Dieses Pflichtverhältnis kann auf andere Personen ausgeweitet werden. Diese werden als Dritte bezeichnet. Hierbei handelt es sich um Personen, die mit dem Steuerberater selbst, seinem Mandanten oder mit der Tätigkeit des Steuerberaters in Berührung kommen, mit welchen der Steuerberater jedoch nicht unmittelbar einen Vertrag geschlossen hat.[1] Der Dritte kann in diesem Fall – wie der Mandant – einen Haftungsanspruch gegen den Steuerberater haben.

7.1 Vertrag zugunsten Dritter

Bei einem Vertrag zugunsten Dritter (§ 328 BGB) wird der Dritte nicht Vertragspartner des Steuerberaters, aber es stehen ihm ein eigenes Recht zur Forderung der Leistung und eigene Schadensersatzansprüche zu.[2] Ob ein Dritter diese Rechte erwerben soll, ist im Wege der Auslegung des Willens der Vertragspartner zu ermitteln.[3] Maßgebend sind hierfür Umstände des Einzelfalls, insbesondere der verfolgte Zweck.[4]

Beispiel
Das Unternehmen A hat Steuerberater B mit Erstellung einer Steuererklärung beauftragt. Sie vereinbaren ausdrücklich, dass der Vertrag zugunsten der Gesellschafter der A geschlossen wird. Bei der Erstellung der Steuererklärung geschieht B ein Fehler, sodass Gesellschafter-Geschäftsführer C zur Haftung herangezogen wird.

  • A und B vereinbaren ausdrücklich, dass die Gesellschafter in den Vertrag mit einbezogen werden sollen. B hat daher gegenüber C die Pflicht, die Steuererklärung ordnungsgemäß zu erstellen. C hat daher einen eigenen Anspruch gegen B auf Ersatz des Schadens aus seiner Inhaftungnahme.


7.2 Vertrag mit Schutzwirkung zugunsten Dritter

Ein Vertag mit Schutzwirkung zugunsten Dritter liegt vor, wenn er Sorgfaltspflichten gegenüber Dritten beinhaltet. Dem Dritten steht in diesem Fall kein Erfüllungsanspruch zu, jedoch kann er bei einer Pflichtverletzung eigene Schadensersatzansprüche geltend machen.[5]

Die Voraussetzungen für einen Vertrag mit Schutzwirkung zugunsten Dritter sind:[6]

  • Dem Steuerberater muss die Einbeziehung des Dritten in den vertraglichen Schutzbereich bekannt oder zumindest erkennbar sein.
  • Die Rechtsgüter des Dritten müssen durch die Leistung des Steuerberaters beeinträchtigt werden können.
  • Der Mandant muss ein berechtigtes Interesse an der Einbeziehung des Dritten haben.
  • Der Dritte muss schutzbedürftig sein.

Bedeutend ist der Vertrag mit Schutzwirkung zugunsten Dritter insbesondere, wenn der Steuerberater zur Erstellung eines Gutachtens beauftragt wird. Grund dafür ist, dass mit dem Gutachten in der Regel Kreditgeber gewonnen werden sollen. Hierzu muss für den Steuerberater erkennbar sein, dass Gutachten oder der Jahresabschluss gegenüber Dritten verwendet und von diesen zur Grundlage einer Vermögensverfügung gemacht werden sollen. Die Einbeziehung eines Dritten erfolgt jedoch dann nicht, wenn dem Steuerberater nicht zugemutet werden kann, dass die Einbeziehung ohne zusätzliche Vergütung erfolgt.

Beispiel
Steuerberater B erstellt ein Gutachten über die Wahl der steuergünstigsten Gesellschaftsform bei der Umstrukturierung des Unternehmens seines Mandanten A. Dieses Gutachten soll anschließend Finanzierungszwecken dienen und dem Kreditinstitut C vorgelegt werden.

  • B weiß, dass sein Gutachten Finanzierungszwecken dienen und dem C vorgelegt werden soll. Das Gutachten soll daher als Entscheidungsgrundlage für die Vergabe eines Kredits dienen. B haftet C gegenüber für die inhaltliche Richtigkeit seines Gutachtens.

Zudem kann der Steuerberatervertrag Schutzwirkung für Angehörige des Mandanten haben.

Beispiel
Mandant A und Steuerberater B schließen einen Steuerberatervertrag über die Erstellung einer Einkommensteuererklärung. A ist mit C verheiratet. B macht in der Erstellung der Steuererklärung einen Fehler.

  • Der Abschluss des Steuerberatervertrags dient der Deckung des Lebensbedarfs der Familie. C hat gegen A einen eigenen Anspruch auf Schadensersatz.


[1] Lappas, Die angemessene Steuerberaterhaftung, Köln 2007, S. 55.

[2] Gräfe/Lenzen/Schmeer, Steuerberaterhaftung, 5. Aufl. 2014, Rn. 433.

[3] Tausend, Die Haftung des Steuerberaters gegenüber Unternehmen und Finanzamt, 1. Aufl. 1979, S. 32 f.

[4] Tausend, Die Haftung des Steuerberaters gegenüber Unternehmen und Finanzamt, 1. Aufl. 1979, S. 33.

[5] Vgl. BGH, Urteil vom 02.11.1983, IVa ZR 20/82.

[6] Vgl. Gräfe/Lenzen/Schmeer, Steuerberaterhaftung, 5. Aufl. 2014, Rn. 435 ff.

Dieser Beitrag ist entnommen aus dem Buch „Steuerberaterhaftung“ von Carola Ritterbach, Rechtsanwältin, spezialisiert auf Steuerrecht, Monika Dibbelt, Rechtsanwältin, und Anika Wegner, wissenschaftliche Mitarbeiterin, erschienen im Verlag Mittelstand und Recht, 2016, www.vmur.de, ISBN 978-3-939384-51-9.


 

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Stand: Januar 2016


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Herausgeber / Autor(-en):

Carola Ritterbach, Rechtsanwältin, Fachanwältin für Bank- und Kapitalmarktrecht

Portrait Carola-Ritterbach

Rechtsanwältin Carola Ritterbach absolviert derzeit den Fachanwaltskurs Steuerrecht. Sie berät Gesellschafter und Unternehmer bei der steuerlichen Gestaltung von Gesellschaften und Unternehmen. Sie begleitet Betriebsprüfungen und vertritt bei Finanzgerichtsstreitigkeiten mit dem Finanzamt oder vor Finanzgerichten.  Rechtsanwältin Ritterbach berät und vertritt bei Steuerselbstanzeigen und Steuerstrafverfahren.  Sie erstellt Unternehmensbewertungen und begleitet Unternehmenskäufe bzw. Unternehmensverkäufe aus steuerrechtlicher Sicht.
Sie berät bei der Gestaltung von Erbschaften und Schenkungen zur Vermeidung unnötiger Erbschaftssteuer und entwirft Vermögensübertragungskonzepte. 
Sie berät hinsichtlich steuerlicher Auswirkungen von Insolvenzen. Dabei prüft und beantragt sie Steuererlasse zum Zweck der Unternehmenssanierung oder für insolvente Steuerschuldner sowie die nachträgliche Aufteilung
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Rechtsanwältin Ritterbach ist Fachanwältin für Bank- und Kapitalmarktrecht und ist seit vielen Jahren im Bereich Bankrecht tätig. Steuerliche Fragen bei Finanzierungsgeschäften treffen daher ihr besonderes Interesse.

Carola Ritterbach hat im Steuerrecht veröffentlicht:

  • Bilanzierung, Carola Ritterbach, Monika Dibbelt und Jens Bierstedt LL.M., 2016, Verlag Mittelstand und Recht, www.vmur.de, ISBN 978-3-939384-49-6
  • Steuerstrafrecht – Strafbarkeit der Organe in Unternehmen, Monika Dibbelt, Carola Ritterbach und Alexander Mayr, 2016, Verlag Mittelstand und Recht, www.vmur.de, ISBN 978-3-939384-48-9
  • Die strafbefreiende Selbstanzeige, Carola Ritterbach, Monika Dibbelt und Jens Bierstedt, 2016, Verlag Mittelstand und Recht, www.vmur.de, ISBN 978-3-939384-47-2
  • Besteuerung Personengesellschaften, Carola Ritterbach, Monika Dibbelt und Jens Bierstedt LL.M., 2016, Verlag Mittelstand und Recht, www.vmur.de, ISBN 978-3-939384-52-6
  • Steuerberaterhaftung, Carola Ritterbach, Monika Dibbelt und Anika Wegner, 2016, Verlag Mittelstand und Recht, www.vmur.de, ISBN 978-3-939384-51-9
  • Erbschaftssteuer- und Schenkungssteuerrecht: Das Recht der Erbschafts- und Schenkungssteuer. Möglichkeiten zur Verringerung der Steuerbelastung bei Erbschaften und Schenkungen, 2014, Verlag Mittelstand und Recht, ISBN 978-3-939384-16-8,
  • Die Haftung für Steuerschulden, 2015, Verlag Mittelstand und Recht, ISBN 978-3-939384-39-7

Weitere Veröffentlichungen von Rechtsanwältin Ritterbach im Steuerrecht sind in Vorbereitung, so

  • Änderung von Steuerbescheiden – Wann darf das Finanzamt einen Steuerbescheid aufheben oder korrigieren

Carola Ritternach ist Dozentin für Steuerrecht bei der DMA Deutsche Mittelstandsakademie sowie Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Steuerrecht im Deutschen Anwaltsverein.
 Sie bietet Vorträge und Seminare unter anderem zu folgenden Themen an:

  • Erbschaftssteuer und Schenkungssteuer vermeiden
  • Wahl der Gesellschaftsform unter Steuergesichtspunkten
  • Lohnsteuer- und Umsatzsteuerhaftung des Geschäftsführers
  • Mindestlohn – Worauf hat der Steuerberater zu achten
  • Die Umsatzsteuer – eine kauf- und leasingrechtliche Betrachtung
  • Die steuerliche Organschaft – Was wird wo versteuert?
  • Die Besteuerung ausländischer Einkünfte – Immobilien, Unternehmensbeteiligungen, Kapitalanlagen oder Geschäftsführergehälter

Kontaktieren Sie Rechtsanwältin Ritterbach unter:
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Rechtsanwältin Monika Dibbelt berät in allen Fragen rund um berufsrechtliches Verhalten und berufsrechtliche Ahndungen, hierbei liegt ein Fokus im Bereich der Anstellung von Freiberuflerin in Kanzleien, Sozien oder als Syndici.

Ein weiterer Interessenschwerpunkt von Rechtsanwältin Dibbelt ist das Insolvenzarbeitsrecht. Hierbei berät Frau Dibbelt die Mandanten hinsichtlich der Fragen, ob ein Anspruch auf Insolvenzgeld besteht und unterstützt bei der Antragstellung. Ein weiterer Fokus ist die Beendigung von Arbeits- und Anstellungsverträgen im Rahmen der Krise, des vorläufigen Insolvenzverfahrens sowie des eröffneten Insolvenzverfahrens. Sie berät und begleitet Mandanten, die im Rahmen von Verhandlung  des Insolvenzverwalters von ggf. erforderlichen Kollektivvereinbarungen (Interessenausgleich, Insolvenzsozialplan, Tarifvertrag, Betriebsvereinbarungen etc.) oder auch im Rahmen von Betriebsübergängen betroffen sind.

Rechtsanwältin Dibbelt ist Dozentin für AGB-Recht an der DMA Deutsche Mittelstandsakademie.

Sie bietet Schulungen, Vorträge und Seminare zum Thema

  • Arbeitsrechtliche und Berufsrechtliche Pflichten bei Anstellungsverhältnissen von Freiberuflern
  • Lohnansprüche in der Krise und Insolvenz
  • Rechte und Ansprüche des Arbeitnehmers in der Insolvenz
  • Bedeutung Betriebsübergang und –änderungen in der Insolvenz


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