Besteuerung von Kapitalgesellschaften – Teil 27 – Organschaft, Die Besteuerung des Liquidationsgewinns
Herausgeber / Autor(-en):
Carola Ritterbach
Rechtsanwältin
Monika Dibbelt
Rechtsanwältin
Jens Bierstedt
LL.B., Wirtschaftsjurist und wissenschaftlicher Mitarbeiter
7 Organschaft
Die Organschaft spielt in der Praxis des Körperschaftsteuerrechts eine bedeutende Rolle.
7.1 Voraussetzungen der Organschaft im Körperschaftssteuerrecht
Die Organschaft definiert die steuerrechtliche Eingliederung einer rechtlich selbständigen juristischen Person in ein anderes Unternehmen. Die Voraussetzungen der körperschaftsteuerlichen Organschaft sind in den §§ 14 ff. KStG geregelt.
Für die Verwirklichung einer Organschaft im Körperschaftssteuerrecht muss eine Organgesellschaft finanziell in das Unternehmen des Organträgers eingegliedert sein. Als Organträger kommt nur ein inländisches gewerbliches Unternehmen in Betracht. Daher kann sowohl eine Personen- oder Kapitalgesellschaft, als auch ein Einzelunternehmen, sofern er einen Gewerbebetrieb betreibt, Organträger sein.
Die Organgesellschaft kann in Form einer Aktiengesellschaft, einer Kommanditgesellschaft auf Aktie, einer Unternehmensgesellschaft, einer GmBH oder als europäische Gesellschaft (SE) betrieben werden.
Es ist ausreichend, wenn sich die Geschäftsleitung des Organträgers im Inland befindet. Der Sitz muss nicht im Inland sein. Für die Organgesellschaft ist weiterhin Voraussetzung, dass Sitz und Geschäftsleitung im Inland verbleiben.
7.1.1 Finanzielle Eingliederung
Eine finanzielle Eingliederung des Organträgers in die Organgesellschaft liegt vor, wenn ein inländisches gewerbliches Unternehmen (Organträger), das Einzelunternehmen, Personengesellschaft oder Kapitalgesellschaft sein kann, an einer rechtlich selbständigen Kapitalgesellschaft (Organgesellschaft) von Beginn eines Wirtschaftsjahres an ununterbrochen in einem solchen Maße beteiligt ist, dass ihm die Mehrheit der Stimmrechte an der Organgesellschaft zusteht.
7.1.2 Ergebnisabführungsvertrag
Weiterhin ist gem. § 14 KStG das Vorliegen eines Ergebnisabführungsvertrages zwingende Voraussetzung für die Begründung einer Organschaft. Nach der Auffassung des Gesetzgebers wird die Organschaft steuerlich nur anerkannt, wenn der Ergebnisabführungsvertrag noch in dem entsprechenden Jahr wirksam wird, in dem die Organschaft begründet werden soll.
Wirtschaftliche und organisatorische Eingliederung müssen nicht mehr gegeben sein. Dabei bedeutet eine wirtschaftliche Eingliederung, dass die Organgesellschaft die Zwecke des Organträgers fördert oder ergänzt. Eine organisatorische Eingliederung ist gegeben, wenn gewährleistet ist, dass in der Geschäftsführung der Organgesellschaft der Wille des Organträgers tatsächlich durchgeführt wurde.
7.2 Einkommensermittlung
Wenn eine körperschaftsteuerliche Organschaft vorliegt, wird das Einkommen der Organgesellschaft grundsätzlich dem Organträger zugerechnet und von diesem versteuert. Vorteil der Organschaft ist, dass Verluste einer Organgesellschaft durch Gewinne einer anderen Organgesellschaft innerhalb des Organkreises ausgeglichen werden können.
Bei der Ermittlung des Einkommens der Organgesellschaft ist bei Bezügen nach § 8 b KStG wegen Beteiligungen an anderen Körperschaften und Personenvereinigungen die Bruttomethode zu beachten. Gem. § 15 Nr. 2 KStG ist § 8 b Abs. 1 - 6 KStG nicht anzuwenden. Das bedeutet, dass Bezüge aus steuerfreien Beteiligungsverkäufen und Dividenden bei der Organgesellschaft zu erfassen sind. Diese Erlöse werden dann an den Organträger abgeführt und bei deren Einkommensermittlung erfasst. Wenn der Organträger eine Kapitalgesellschaft ist, gilt insoweit bei dem Organträger die Steuerfreiheit nach § 8 b KStG d.h. das 95 % des übertragenden Gewinns steuerfrei gestellt wird. Handelt es sich bei dem Organträger dagegen um eine Mitunternehmerschaft mit natürlichen Personen, ist insoweit das Teileinkünfteverfahren anzuwenden, vgl. § 3 Nr. 40 EStG in Verbindung mit § 3c Abs. 2 EStG d.h. das (nur) 40 % des übertragenden Gewinns steuerfrei gestellt ist.
8 Die Besteuerung des Liquidationsgewinns
Bei der Besteuerung des Liquidationsgewinns einer Körperschaft kommt es auf die Rechnungslegung, die Ermittlung des Einkommens und das Abwicklungsvermögen an.
8.1 Rechnungslegung
Die Liquidatoren schließen ihre Rechnungslegung an die Schlussbilanz der werbenden Gesellschaft an.
Folgende Vermögensaufstellungen werden in zeitlicher Reihenfolge unterschieden:
- die Schlussbilanz der werbenden Gesellschaft
- die Liquidationseröffnungsbilanz (§ 71 GmbHG)
- ein die Liquidationseröffnungsbilanz erläuternder Bericht (=Anhang)
- die Liquidationsjahresbilanzen nebst Lagebericht (wenn erforderlich)
- die Liquidationsschlussbilanz (= letzte dynamische Rechnungslegung vor Verteilung des Reinvermögens)
- die Zwischenberichte
- die Schlussrechnung (§ 74 GmbHG), wenn die Liquidation beendet ist. Die Schlussrechnung ist Voraussetzung für die Anmeldung der Eintragung der Liquidation ins Handelsregister. Erst mit der Eintragung der Liquidation ist die Gesellschaft gelöscht.
Dieser Beitrag ist entnommen aus dem Buch „Besteuerung von Kapitalgesellschaften“ von Carola Ritterbach, Fachanwältin für Bank-und Kapitalmarktrecht, Monika Dibbelt, Rechtsanwältin, und Jens Bierstedt, Wirtschaftsjurist LL.M. und wissenschaftlicher Mitarbeiter, erschienen im Verlag Mittelstand und Recht, 2017, www.vmur.de, ISBN 978-3-939384-66-3.
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Carola Ritterbach
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LL.B., Wirtschaftsjurist und wissenschaftlicher Mitarbeiter
Stand: Januar 2017
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Carola Ritterbach, Rechtsanwältin, Fachanwältin für Bank- und Kapitalmarktrecht
Rechtsanwältin Carola Ritterbach absolviert derzeit den Fachanwaltskurs Steuerrecht. Sie berät Gesellschafter und Unternehmer bei der steuerlichen Gestaltung von Gesellschaften und Unternehmen. Sie begleitet Betriebsprüfungen und vertritt bei Finanzgerichtsstreitigkeiten mit dem Finanzamt oder vor Finanzgerichten. Rechtsanwältin Ritterbach berät und vertritt bei Steuerselbstanzeigen und Steuerstrafverfahren. Sie erstellt Unternehmensbewertungen und begleitet Unternehmenskäufe bzw. Unternehmensverkäufe aus steuerrechtlicher Sicht.
Sie berät bei der Gestaltung von Erbschaften und Schenkungen zur Vermeidung unnötiger Erbschaftssteuer und entwirft Vermögensübertragungskonzepte.
Sie berät hinsichtlich steuerlicher Auswirkungen von Insolvenzen. Dabei prüft und beantragt sie Steuererlasse zum Zweck der Unternehmenssanierung oder für insolvente Steuerschuldner sowie die nachträgliche Aufteilung
on Steuern im Fall der Zusammenveranlagungen bei Insolvenzen einzelner Ehepartner.
Rechtsanwältin Ritterbach ist Fachanwältin für Bank- und Kapitalmarktrecht und ist seit vielen Jahren im Bereich Bankrecht tätig. Steuerliche Fragen bei Finanzierungsgeschäften treffen daher ihr besonderes Interesse.
Carola Ritterbach hat im Steuerrecht veröffentlicht:
- Bilanzierung, Carola Ritterbach, Monika Dibbelt und Jens Bierstedt LL.M., 2016, Verlag Mittelstand und Recht, www.vmur.de, ISBN 978-3-939384-49-6
- Steuerstrafrecht – Strafbarkeit der Organe in Unternehmen, Monika Dibbelt, Carola Ritterbach und Alexander Mayr, 2016, Verlag Mittelstand und Recht, www.vmur.de, ISBN 978-3-939384-48-9
- Die strafbefreiende Selbstanzeige, Carola Ritterbach, Monika Dibbelt und Jens Bierstedt, 2016, Verlag Mittelstand und Recht, www.vmur.de, ISBN 978-3-939384-47-2
- Besteuerung Personengesellschaften, Carola Ritterbach, Monika Dibbelt und Jens Bierstedt LL.M., 2016, Verlag Mittelstand und Recht, www.vmur.de, ISBN 978-3-939384-52-6
- Steuerberaterhaftung, Carola Ritterbach, Monika Dibbelt und Anika Wegner, 2016, Verlag Mittelstand und Recht, www.vmur.de, ISBN 978-3-939384-51-9
- Erbschaftssteuer- und Schenkungssteuerrecht: Das Recht der Erbschafts- und Schenkungssteuer. Möglichkeiten zur Verringerung der Steuerbelastung bei Erbschaften und Schenkungen, 2014, Verlag Mittelstand und Recht, ISBN 978-3-939384-16-8,
- Die Haftung für Steuerschulden, 2015, Verlag Mittelstand und Recht, ISBN 978-3-939384-39-7
Weitere Veröffentlichungen von Rechtsanwältin Ritterbach im Steuerrecht sind in Vorbereitung, so
- Änderung von Steuerbescheiden – Wann darf das Finanzamt einen Steuerbescheid aufheben oder korrigieren
Carola Ritternach ist Dozentin für Steuerrecht bei der DMA Deutsche Mittelstandsakademie sowie Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Steuerrecht im Deutschen Anwaltsverein.
Sie bietet Vorträge und Seminare unter anderem zu folgenden Themen an:
- Erbschaftssteuer und Schenkungssteuer vermeiden
- Wahl der Gesellschaftsform unter Steuergesichtspunkten
- Lohnsteuer- und Umsatzsteuerhaftung des Geschäftsführers
- Mindestlohn – Worauf hat der Steuerberater zu achten
- Die Umsatzsteuer – eine kauf- und leasingrechtliche Betrachtung
- Die steuerliche Organschaft – Was wird wo versteuert?
- Die Besteuerung ausländischer Einkünfte – Immobilien, Unternehmensbeteiligungen, Kapitalanlagen oder Geschäftsführergehälter
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Mail: ritterbach@brennecke-rechtsanwaelte.de
Telefon: 0721-20396-28
Monika Dibbelt, Rechtsanwältin
Rechtsanwältin Monika Dibbelt berät in allen Fragen rund um berufsrechtliches Verhalten und berufsrechtliche Ahndungen, hierbei liegt ein Fokus im Bereich der Anstellung von Freiberuflerin in Kanzleien, Sozien oder als Syndici.
Ein weiterer Interessenschwerpunkt von Rechtsanwältin Dibbelt ist das Insolvenzarbeitsrecht. Hierbei berät Frau Dibbelt die Mandanten hinsichtlich der Fragen, ob ein Anspruch auf Insolvenzgeld besteht und unterstützt bei der Antragstellung. Ein weiterer Fokus ist die Beendigung von Arbeits- und Anstellungsverträgen im Rahmen der Krise, des vorläufigen Insolvenzverfahrens sowie des eröffneten Insolvenzverfahrens. Sie berät und begleitet Mandanten, die im Rahmen von Verhandlung des Insolvenzverwalters von ggf. erforderlichen Kollektivvereinbarungen (Interessenausgleich, Insolvenzsozialplan, Tarifvertrag, Betriebsvereinbarungen etc.) oder auch im Rahmen von Betriebsübergängen betroffen sind.
Rechtsanwältin Dibbelt ist Dozentin für AGB-Recht an der DMA Deutsche Mittelstandsakademie.
Sie bietet Schulungen, Vorträge und Seminare zum Thema
- Arbeitsrechtliche und Berufsrechtliche Pflichten bei Anstellungsverhältnissen von Freiberuflern
- Lohnansprüche in der Krise und Insolvenz
- Rechte und Ansprüche des Arbeitnehmers in der Insolvenz
- Bedeutung Betriebsübergang und –änderungen in der Insolvenz
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